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AutorenbildTobias Frehner

Die AHV im Wandel: Warum die Renteninitiative jetzt notwendig ist



Die AHV, 1948 ins Leben gerufen, steht an einem Scheideweg. Einst ein solides System, ist sie heute durch demografische Veränderungen und finanzielle Engpässe akut gefährdet. Die Reformen bis 2030 bieten temporäre Sicherheit, aber die Renteninitiative der Jungfreisinnigen schlägt einen nachhaltigen Weg vor, um die Zukunft der Altersvorsorge zu sichern. Die Lösung: schrittweise Erhöhung des Rentenalters und Anpassung an die Lebenserwartung. Eine entscheidende Weichenstellung für die Generationen von morgen.


Erinnerst du dich noch an das Geburtsjahr der AHV 1948? Wohl kaum, denn wer damals geboren wurde, ist heute 75-jährig oder älter und bewegt sich nicht unbedingt auf dieser Plattform. Einfach für dich zur besseren Einordnung: Im selben Jahr kamen die ersten Vinylschallplatten auf den Markt, das erste Auto der Marke Porsche wurde für den Strassenverkehr zugelassen und St. Moritz führte zum zweiten und bisher letzten Mal Olympische Winterspiele in der Schweiz durch.


Demografischer Wandel führt zu Finanzierungslücken

Eingeführt wurde die AHV damals, als solides System, welches zuverlässig vor Verelendung im Alter schützen sollte. Sie stand ganz im Zeichen der Solidarität: Die aktuellen Berufstätigen bezahlen Beiträge, welche die Renten der Pensionierten finanzieren. Solidarität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass jene, welche mehr verdienen, auch höhere Beiträge zahlen und dass die Jungen von heute die älteren Generationen in der Rente finanzieren. In der AHV sind zusätzlich auch noch Ergänzungsleistungen vorgesehen, falls die staatliche Rente nicht für die Sicherung der Existenz nach dem Pensionsalter reicht – das klingt erstmal nicht schlecht, oder?

Stimmt auf den ersten Blick, denn im Durchschnitt haben Männer nach der Einführung rund 12 Jahre und Frauen etwas mehr als 13 Jahre lang AHV-Beiträge bezogen. Zu Beginn der AHV wurde die Rente einer Person also durch 6,5 Erwerbstätige finanziert – das System war also ausgeglichen und hat funktioniert. Allerdings haben die Veränderungen in der Bevölkerung, der steigende Wohlstand und der abflachende Babyboom nun dazu geführt, dass wir immer älter werden und es inzwischen deutlich mehr pensionierte Personen hat als Junge, die einzahlen. So bezahlen heute nur noch 3,2 Arbeitende eine einzelne Rente. Dieses Ungleichgewicht zwischen den Generationen wird zunehmend zu einem grossen Problem – der besten Altersvorsorge der Welt droht ein Bankrott.



Bis 2050 wird die Situation sogar noch kritischer, denn bis dahin wird das Ungleichgewicht mit nur noch 2,1 Erwerbstätigen pro Rentenempfänger so gross wie noch nie. Ohne geeignete Massnahmen wird der AHV vor 2050 das Geld ausgehen und der faire Generationenvertrag steht auf der Kippe.



Lösungsansätze trotz Reformstau

Die Politik hat diese Problematik zwar erkannt, konnte bisher aber noch keine effektive Lösung finden. So gab es seit der letzten strukturellen AHV-Revision im Jahr 1997 mehrere Reformversuche, die jedoch alle gescheitert sind. Die aktuelle Situation erfordert allerdings dringend Lösungen, da die Schulden der AHV bis 2050 auf beeindruckende 150 Milliarden Franken ansteigen könnten. Einfach zum Vergleich: Der Gotthard-Basistunnel kostete die Schweiz 12 Milliarden Franken. Zur Bewältigung der Corona-Krise hat der Bund bis zu 30 Milliarden Franken ausgegeben und 150 Milliarden sind mehr als das 1.5-fache des gesamten jährlichen Bundesbudgets – eine immense Summe also!




Einen ersten kleinen Lichtblick gab es am 25. September 2022. An diesem Sonntag haben Volk und Stände die Reform AHV 21 hauchdünn angenommen. Die Annahme dieser Reform bedeutet nicht nur eine finanzielle Sicherheit für die AHV bis 2030, sondern auch bedeutende Veränderungen im Rentensystem der Schweiz. Die zentrale Neuerung der AHV 21 Reform ist die Vereinheitlichung des Rentenalters beider Geschlechter auf 65 Jahre. Dieses einheitliche Referenzalter ermöglicht einen flexibleren Rentenbezug, ohne Abzüge oder Zuschläge. Frauen der Übergangsgeneration 1961 – 1969 erhalten sogar einen lebenslangen Rentenzuschlag, wenn sie ihre Altersrente nicht vorzeitig beziehen.


Die Reform umfasst insgesamt also vier entscheidende Massnahmen zur Stabilisierung der AHV:

  • Die Vereinheitlichung des Rentenalters.

  • Ausgleichsmassnahmen für Frauen der Übergangsgeneration.

  • Flexiblerer Rentenbezug

  • Eine Zusatzfinanzierung durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer.


Leider reichen diese Massnahmen bei Weitem noch nicht. So ist es bisher immer noch völlig unklar, was nach dem Jahr 2030 passieren wird.


Darum haben die Jungfreisinnige Schweiz beschlossen, den Druck auf das Parlament nach über 20 Jahren Reformstau mit der eigenen sogenannten Renteninitiative zusätzlich zu erhöhen. Sie stellt eine entscheidende Weichenstellung dar. Ihr Ziel ist die schrittweise Erhöhung des Rentenalters um 2 Monate pro Jahr, damit bis 2032 ein Rentenalter von 66 Jahren erreicht wird. Zudem soll das Rentenalter an die Lebenserwartung geknüpft werden. Durch diese Massnahmen kann die Renteninitiative die strukturellen Fehler des aktuellen Systems nachhaltig und unkompliziert beheben.


Warum die Renteninitiative unterstützen?

Das Grundprinzip ist simpel: In einer Zeit, in der die Lebenserwartung stetig steigt, muss auch das Rentenalter flexibel angepasst werden. Viele westeuropäische Länder haben dies bereits erkannt und ihr Rentenalter mit der Lebenserwartung verknüpft. Die Lösung der Jungfreisinnigen sieht vor, dass das Rentenalter ab 2033 ungefähr einen Monat pro Jahr ansteigt und bis 2050 auf etwa 67 Jahre und 7 Monate anwächst. Die Verknüpfung des Rentenalters mit der Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren gewährleistet eine dynamische Anpassung. Der Anstieg erfolgt jedoch nicht im gleichen Tempo wie die Lebenserwartung, sondern mit dem Faktor 0,8. Dies bedeutet, dass eine Erhöhung der Lebenserwartung um beispielsweise zwei Jahre bis 2050 lediglich zu einem Anstieg des Rentenalters um 19 Monate führen würde.




Mit dieser durchdachten Regelung wird eine ausgewogene Balance zwischen den steigenden Anforderungen der Altersvorsorge und der individuellen Lebensrealität geschaffen. Die Renteninitiative setzt also auf Nachhaltigkeit und Flexibilität, um eine stabile Altersvorsorge für die kommenden Generationen zu gewährleisten. Denn die drohenden finanziellen Engpässe der AHV erfordern jetzt eine kluge und langfristige Lösung.



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